Gehen wir davon aus, dass wir die meiste Zeit gesund sind und nur manchmal krank, dann vertreten wir das klassische pathogenetische Konzept, welches eine dichotome Aufteilung in gesund und krank vornimmt. Aber sind wir das wirklich? Also vollkommen gesund? Nur weil wir nicht immer Symptome wahrnehmen, heisst es nicht, dass wir vielleicht nicht doch eine unterschwellige Veränderung oder Pathogenese durchlaufen. Diese wird dann zum Zeitpunkt X festgestellt und diagnostiziert und auf einmal sind wir krank. Schränkt uns diese Sichtweise nicht ziemlich ein?

Dann wäre jegliche Form der Prävention völlig hinfällig, denn wir sind ja eigentlich gesund. Krankheit kommt also einfach, unverhofft und eventuell ohne jegliche Symptomatik. Oder haben wir die Symptome vielleicht einfach nur nicht wahrgenommen, oder sind generell in dieser Hinsicht nicht so feinfühlig? Dann hört man Sätze wie: „Er war immer so fit, selten krank.“ Die Frage die wir uns also stellen können ist, ob dieses Konzept so sinnvoll ist. Sowohl in physischer als auch psychischer Hinsicht, denn das heißt, wir sind völlig ausgeliefert und müssen auf das Beste hoffen.

Wie wäre also die Vorstellung, dass es ein Prozess ist? Wir sind weder vollständig gesund, noch vollständig krank. Wir befinden uns auf einem Kontinuum zwischen Gesund und Krank. Mal bewegen wir uns mehr in Richtung des Gesundheitspols und manchmal in die gegensätzliche Richtung. Wir müssen also ständig auf uns Acht geben und sollten Aufmerksam sein. Das heißt nicht ängstlich, sondern körperbewusst sein und in diesem Bewusstsein leben.

Ist das anstrengend? Vielleicht für eine gewisse Zeit und dann wird es zur Routine. Wenn wir uns bewusster und regelmäßiger mit unserem Wohlbefinden auseinandersetzen, dann ist der Schock auch nicht so groß, wenn eine Behandlung notwendig wird. Denn Heilung ist ebenfalls ein Prozess, der mitunter von unserem Denken mitbeeinflusst wird.

Reparaturzahnmedizin ist eine kurzfristige Lösung, aber keine Heilung, denn man kann Inbalancen dadurch nicht stoppen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich das Problem erneut ein und man steht am gleichen Punkt.

Auch das Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und der Allgemeingesundheit sollte mehr in den Fokus rücken. Es ist praktisch, dass wir alle Fachrichtungen so schön eingeteilt haben, aber der Mensch ist immer noch ein zusammenhängendes Lebewesen und das eine beeinflusst das andere. Die Verdauung beginnt im Mund, es ist also nicht all zu schwer vorstellbar, dass eine bakterielle Entzündung im Mundraum sich auf die weitere Verdauung auswirken kann. Es wurden Korrelationen zwischen dem Auftreten von chronisch entzündlichen Darmerkankungen und Parodontitis festgestellt. Entzündungen im Mundraum bedürfen einer starken Aufmerksamkeit des Immunsystems. Manchmal wird es dann erst akut schmerzhaft, wenn das Immunsystem dafür keine Kapazität mehr hat, da gerade an anderer Stelle eine akutere Entzündung auftritt.

Was ist also GESUND?

Das lässt sich nicht einheitlich für ganzen Körper beantworten, denn mag beispielsweise Zitronenwasser zwar den Speichefluss und die Verdauung anregen, so kann ein übermäßiger Konsum zu Veränderungen der Mundschleimhaut führen und Erosionen an den Zähnen verursachen.

Einfacher zu beantworten ist die Frage was für Zähne und den Mundraum nicht optimal ist. Zähne lieben ein balanciertes Milieu. Kurze Essensaufnahme und dann wieder eine lange Pause in der sich der PH- Spiegel im Mund ausbalancieren kann. Es kann eine Remineralisation der Zähne stattfinden. Zucker führt also nicht direkt zu Kariesentstehung, sondern erst dann wenn schon eine Inbalance besteht. Bei zu häufigem Konsum, sowie zusätzlich schlechter Pflege kann der Speichel seine Schutzfunktion einfach nicht mehr aufrechterhalten. Unser schnelllebiges Leben, hat meist auch zur Folge, dass wir nicht immer bewusst leben und schlechtere Entscheidungen treffen. Stress ist da ein großer Faktor, der schwer messbar ist und dennoch eine große Rolle im Bezug auf unsere Entscheidungen und sekundär auch auf unsere Gesundheit hat.

Wir können nicht auf alle Prozesse in unserem Körper direkt Einfluss nehmen, aber das Endergebnis ist immer multifaktoriell beeinflusst, es lohnt sich also an einigen Stellschrauben zu arbeiten.

Sie leiden an Allgemeinsymptomatiken, Entzündungen, oder Immunschwäche? Waren schon länger nicht mehr bei einer zahnärztlichen Kontrolle? Wir kümmern uns um Ihre Mundgesundheit und besprechen mit Ihnen individuelle Risiken und wie sie diese minimieren und beeinflussen können.