Ästhetik
Ästhetik ist nicht nur ein sehr weitläufiger übergeordneter Begriff, er ist auch so individuell wie der Betrachter. Ob wir etwas als ästhetisch empfinden, hat sowohl kulturelle als auch familiäre und persönliche Einflüsse. Wieso wir uns überhaupt damit auseinandersetzen ist die Tatsache, dass wir von unserer Umwelt und von Gruppierungen akzeptiert und angenommen fühlen wollen. So kann es passieren, dass auch durch bestimmte aktuelle und zeitlich limitierte Idealvorstellungen ein bestimmtes „Schönheitsbild“ vermittelt oder beeinflusst wird.
Was bedeutet das für die Zahnmedizin?
Zähne vermitteln nicht nur einen guten Spiegel des Gesundheitszustandes einer Person, sondern sind ein gewisses Statussymbol. Unbehandelte kariöse oder nicht gesund aussehende Zähne lassen auf ein Mangel an Pflege und oder einen sozial schwachen Hintergrund schließen. Genauere Hintergründe sind dem Betrachter nicht bekannt und aus ästhetischer Sicht irrelevant. Das heißt, dass wir innerhalb kürzester Zeit unser Gegenüber scannen und bestimmte Rückschlüsse ziehen. Ist das oberflächlich? Ja, das ist in jedem Fall oberflächlich, allerdings auch ein völlig normales instinktives Verhalten.
Innerhalb kürzester Zeit entscheiden wir darüber, ob wir unser Gegenüber sympathisch finden oder nicht. Mund und Zähne haben einen direkten Einfluss und liegen im natürlichen Blickverlauf. Das heißt wir Scannen innerhalb von Sekunden Auge, Mund, Nase und Haare.
Wann finden wir ein Lächeln sympathisch?
- Die Zähne erscheinen „gesund“
Was bedeutet gesund? Farbe und Form lassen darauf schließen, dass sie unversehrt und unbehandelt sind. Keine Verfärbungen, keine dunklen Stellen. Die Zähne stehen relativ gerade, was wir mit einer guten Funktionalität verbinden. Wieso finden wir das attraktiv? Weil das evolutionsbiologisch so ausgelegt ist und wir über solche Muster potentielle Partner filtern.
- Die Zahnfarbe hat also einen großen Einfluss. Helle saubere Zähne reflektieren Licht und strahlen. Dies wird generell als positiv und als gepflegt empfunden. Zu hell kann allerdings künstlich wirken.
- Es besteht ein gewisser Grad an Symmetrie. Tests haben gezeigt, dass eine 100 prozentige Symmetrie als künstlich und eher unangenehm empfunden wird. Das heißt wir müssen nicht komplett symmetrisch sein um attraktiv zu wirken.
- Das Lächeln wirkt echt und die Mimik stimmt optisch überein. Ein Lächeln ohne Beteiligung der Augenmuskulatur wird als weniger herzlich und aufgesetzt wahrgenommen.
- Die Zahnform spielt eine sehr große Rolle. Hier allerdings gibt es nur bedingt übertragbare Regeln. Denn manchmal ist die Zahnform deutlich größer als ideal und trotzdem nehmen wir das Ganze als positiv und schön wahr. Also Vorsicht bei pauschalen Schönheitsbildern, denn diese müssen nicht bei allen gleichmäßig gut aussehen. Es gibt viele Beispiele, bei denen rein objektiv betrachtet nicht alles stimmt, dennoch finden wir das Lachen/das gesamte Gesicht/die Erscheinung schön.
- Wir empfinden ein Gesicht als jünger, wenn die Zahnlänge „stimmt“, also nicht abgenutzt ist und die Schmelzkanten intakt sind. Sieht man bei entspannter Oberlippe 2-3mm Zahn, lässt es das Gesicht jünger erscheinen. Bei Männern kann es auch etwas weniger sein. Sind hingegen sehr viel Unterkieferzähne und keine Oberkieferzähne zu sehen, dann lässt das sowohl Mann als auch Frau älter erscheinen. Die Oberkieferlippe wird mit zunehmenden Alter „länger“, das periorale Gewebe erschlafft und so kann es sein, dass man weniger von den Oberkieferzähnen sieht.
- Wieviel Zahnfleisch man beim Lächeln zeigt hat auch einen Einfluss auf die Optik. Sieht man beim Lächeln sehr viel Zahnfleisch kann das an einer sehr mobilen Oberlippe liegen und/oder an der knöchernen Struktur. Man spricht in diesem Fall von einem Gummie Smile. Nicht jedes Gummie Smile ist allerdings gleich unästhetisch, hier kommt es auf die Ausprägung an.
Rot-Weiß-Ästhetik wird auch das Verhältnis von Zahnfleisch zu Zahn genannt. Ist der Verlauf des Zahnfleisch gleichmäßig? Ungleichmäßigkeiten können harmonisiert werden: in diesem Fall spricht man von Gingivektomie und oder von chirurgischer Kronenverlängerung. (Gingivaplastik)
Bei Parodontitis ist das Verhältnis von Zahnfleisch zu Zahn komplett gestört, da die Krankheit mit einem Abbau von Knochen und Zahnfleischrückgang einhergeht. Patienten leiden häufig unter den dunklen Dreiecken, welche sich dadurch bilden.
Auch hier gibt es rekonstruktive Möglichkeiten um dies zu reduzieren. Dies kann entweder über direkte Kompositversorgungen, als auch indirekte Versorgungen erfolgen. In manchen Fällen kann zusätzlich eine parodontal-chirurgische Behandlung zur Rezessionsdeckung Sinn machen.
Wie geht man also an Rehabilitationen oder kosmetische Behandlung heran?
- Stimmt die Funktion?
- Wird Kieferorthopädie notwendig um die Funktion herzustellen?
- Welche ästhetischen Gesichtspunkte sind dir als Patient wichtig?
Beispiel: es muss funktionell vorbehandelt werden, aber deine Frontzahnlücke möchtest du in jedem Fall behalten. Oder du bist dir unsicher und möchtest eventuell einen Schluss der Lücke, dann muss dies vorab visualisiert werden.
- Wenn es um ästhetische Eingriffe geht und das ist bei Behandlung der Frontzähne immer der Fall, ist eine gute Planung unabdingbar
Was ist Smile Design?
Es beschäftigt sich mit der Idealisierung des Lächelns:
Zahnform, Zahngröße, Rot-Weiß-Ästhetik, Schneidekantenverlauf beim Lächeln, Bukkaler Korridor, Ausrichtung von Bipupillarlinie zu dem Schneidekantenverlauf und natürlich auch der Zahnfarbe.
Dieses kann über Fotos digital erfolgen und durch Modellanalysen und sogenannte Wax ups auch im Mund „anprobiert“ werden.
Dies geht allerdings nur, wenn keine größere Kieferorthopädische Vorbehandlung notwendig ist. Sollte mehr als die digitale Visualisierung gewünscht oder sinnvoll sein, so können auch 3D Modelle von den Zähnen gedruckt werden.
Wichtig bei allen Eingriffen die nicht medizinisch, sondern rein kosmetischer Natur sind ist, dass du diese nicht aus den falschen Beweggründen tust. Dafür sind Planungen und Diagnostik sinnvoll und wir können gerne besprechen inwieweit welche Behandlung bei dir Sinn macht und welcher Effekt erzielt wird.